Die Kennzeichnung von Lebensmitteln muss besser werden!

Die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Angelika Löber fordert die Einführung einer Nährwertampel vorn auf Lebensmittelverpackungen. „Eine unmissverständliche und deutliche Kennzeichnung ist unerlässlich und sollte in Deutschland längst Standard sein“, sagte die Sozialdemokratin am Donnerstag in Wiesbaden. Das habe der jüngst bekannt gewordene Fall von „Alete“ abermals bewiesen: Das Unternehmen hatte einen Keks für Kinder ab dem achten Lebensmonat mit einem erheblichen Zuckeranteil von 25 Prozent angeboten und war dafür von Food-Watch mit dem Negativpreis „Goldener Windbeutel“ ausgezeichnet worden. Die Information über den Zuckergehalt ist nur in der kleinen Nährwerttabelle an der Seite der Verpackung aufgedruckt. „Auf der in den Läden zur Schau gestellten Frontseite wirbt das Unternehmen lieber mit der für kleine Kinderhände praktischen Form des Gebäcks“, kritisierte Löber. Und genau das müsse sich generell ändern, denn: „Die wichtigste Eigenschaft unsere Lebensmittel sind nicht deren Optik oder Portionierbarkeit, sondern deren Zusammensetzung“, sagte Löber.
Insbesondere vor dem Hintergrund der im Herbst dieses Jahres weggefallenen europäischen Zuckerquote, die bisher regionalem Kristallzucker ein Beinahe-Monopol und stabile Preise sicherte, befürchtet die Verbraucherschutzpolitik eine weitere Verschlechterung der Klarheit der Kennzeichnung und der Transparenz. Fortan können nämlich alternative Zuckerarten in unbegrenztem Umfang eingesetzt werden – so zum Beispiel die aus Maisstärke gewonnene Isoglucose. Als „Fruktose-Sirup“ tauche dieser sehr preiswert herzustellende Inhaltsstoff beispielsweise zusätzlich zur Angabe „Zucker“ auf der Zutatenliste von Produkten auf. „Ich vermisse aber die zeitgleiche Aufklärung der Verbraucher darüber in unserer ohnehin schon maßlos überzuckerten Gesellschaft“, sagte Löber. Wer sich im Supermarkt mit möglichst zuckerarmen oder gar –freien Produkten versorgen wolle, brauche viel Zeit für die Lektüre des Kleingedruckten. Zumal oft auch zunächst unverdächtige Produkte tatsächlich Zucker-Bomben seien. „Politik und Hersteller stehen nun endlich und eindeutig in der Pflicht, Transparenz einerseits einzufordern und andererseits zu liefern“, betonte die Sozialdemokratin. Im vergangenen Jahr hatte Löber bereits eine mündliche Anfrage zur Isoglucose an die hessische Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Bündnis 90 / Die Grünen) gestellt. Hinz hatte darauf den Zuckerkonsum generell in die alleinige Eigenverantwortlichkeit der Verbraucher gestellt. „Wenn das Ministerium glaubwürdigen Verbraucherschutz betreiben möchte, dann muss es sich wenigstens für die Bereitstellung von wirksamen Instrumentes einsetzen“, sagte Löber. Ein solches geeignetes Instrument, das im Irrgarten der Bewerbung und der Begrifflichkeiten Klarheit schaffe, sei die Ampel. Ein gutes Beispiel für die Funktionsfähigkeit dieses Prinzips ist Großbritannien. Dort war im Jahr 2006 die Erprobungsphase gestartet und im Jahr 2013 die freiwillige Ampelkennzeichnung, an der sich eine überwältigende Mehrheit der Hersteller und Produzenten beteiligen, flächendeckend eingeführt worden.